Vorbereitete Umgebung
Die Arbeitsmaterialien in Kinderhaus und Schule sind in übersichtlichen, offenen Regalsystemen angeordnet und besitzen hohen Aufforderungscharakter. Sie machen neugierig, laden zum selbstständigen Arbeiten ein und regen die Kreativität an.
Innerhalb der vorbereiteten Umgebung wählen die Kinder – begleitet durch das pädagogische Personal und gemäß ihres inneren Bauplans sowie ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe – ihren Lerngegenstand, bestimmen Lerndauer und -tempo, den Schwierigkeitsgrad und gegebenenfalls den/die Lernpartner.
Die vorbereitete Umgebung unterstützt den ursprünglichen, spontanen Lernwillen. Das wiederholte Hantieren vertieft die Kenntnisse, schärft die verschiedenen Sinne und verinnerlicht Ordnungsstrukturen. Es gibt ein breites Angebot an Materialien zur Mathematik, Geometrie und zu Sprachen sowie zu naturwissenschaftlichen Themen und Experimenten, Karten und Geschichten zur Kosmischen Erziehung und künstlerische Materialien.
Dem pädagogischen Fachpersonal kommt in der (pädagogischen) Gestaltung der vorbereiteten Umgebung eine wesentliche Aufgabe zu, denn auf diese Art erfolgt unter anderem ihre Erziehungs- und Lehrtätigkeit. Nur in der freien Wahl kann nach Montessori das Kind sein Wesen und seine Interessen, seine Begabung und Kreativität offenbaren, sich selbst erkennen und entwickeln.
Das Kind will, dass wir ihm helfen, alleine zurechtzukommen – „Hilf mir es selbst zu tun“ – und diese Forderung müssen wir nicht nur aufnehmen, sondern auch in die Tat umsetzen. Dies ist dann ein Weg zur richtig vorbereiteten Umgebung.
Maria Montessori: Zehn Grundsätze des Erziehens
Die Umgebung umfasst die Vorbereitung des Pädagogen, des Raumes und des Materials. Sie muss vielfältig und reichhaltig sein. Der Pädagoge muss genau beobachten, um eine optimale vorbereitete Umgebung zu schaffen.
Die Umgebung ist immer ordentlich und klar strukturiert. Der Pädagoge hat nicht nur die Aufgabe, die Umgebung immer wieder auf die Bedürfnisse und Interesse der Kinder einzustellen, er muss auch Sorge dafür tragen, dass er selbst auf die Einhaltung der Ordnung achtet (Vorbildfunktion).
Kinder benötigen also in vielerlei Hinsicht eine ihnen angemessene Umgebung, einen Ort der Freiheit, der ihren individuellen Entwicklungsbedürfnissen, Wünschen und Lerninteressen gerecht wird und der ihnen dabei hilft, ihre kulturelle Umgebung zu verstehen und sich die Welt zu erschließen.
Der Erwachsene ist dabei ein Helfer, Begleiter, Beobachter und er ist verantwortlich für die vorbereitete Umgebung. Er arbeitet nicht anstelle des Kindes, sondern lässt das Kind aktiv werden.