Die Montessori Pädagogik zeigt sich u. a. in  Freiarbeit, Sensible Phasen, Polarisation der  Aufmerksamkeit und vorbereiteter Umgebung.

Sensible Phasen

Kinder in den sensiblen Phasen haben eine selektive Wahrnehmung. Bestimmte Lernvorgänge oder Umwelteinflüsse, die für das Kind in dieser Phase wichtig sind, rücken in den Vordergrund. Alles andere ist dann nicht unwichtig geworden, sondern hat zu diesem Zeitpunkt eine weniger große Bedeutung.

Kinder brauchen in dieser Zeit ein breites Band an Umweltreizen (vorbereitete Umgebung). Die Kinder zeigen uns, woran sie gerade Interesse haben.  Durch genaues Beobachten erkennt die Fachkraft die Interessen der Kinder.

Werden hingegen die sensiblen Perioden verpasst, lernt das Kind die betreffenden Inhalte nicht mehr so intensiv und mit der inneren kindlichen Freude, sondern nur durch Anstrengung und großen Willen.

Die innere Empfänglichkeit bestimmt, was aus der Vielfalt der Umwelt jeweils auf-genommen werden soll, und welche Situationen für das augenblickliche Entwicklungs-stadium die vorteilhaftesten sind. Sie ist es, die bewirkt, dass das Kind auf gewisse Dinge achtet und auf andere nicht. Sobald eine solche Empfänglichkeit in der Seele des Kindes aufleuchtet, ist es, als ob ein Lichtstrahl von ihr ausginge, der nur bestimmte Gegenstände erhellt, andere hingegen im Dunkel lässt.

Maria Montessori: Kinder sind anders

Sensible Phasen ab Geburt bis 6 Jahre

  • Bewegung (Geburt bis 1 Jahr)
  • Sprache (Geburt bis 6 Jahre)
  • Kleine Gegenstände (1 bis 4 Jahre)
  • Ordnung (2 bis 4 Jahre)
  • Musik (2 bis 6 Jahre)
  • Sauberkeit (18 Monate bis 3 Jahre)
  • Anstand und Höflichkeit (2 bis 6 Jahre)
  • Sinne (2 bis 6 Jahre)
  • Schreiben (3 bis 4 Jahre)
  • Lesen (3 bis 5 Jahre)
  • Räumliche Beziehungen (4 bis 6 Jahre)
  • Mathematik (4 bis 6 Jahre)

Polarisation der Aufmerksamkeit

Hierbei konzentriert sich das Kind aus eigenem Antrieb auf eine Sache oder Arbeit. Man könnte sagen, es ist ein meditativer Zustand. In diese Vertiefung gelangt das Kind aber nur durch eine selbst gewählte Arbeit, es befriedigt einen inneren Antrieb, sich eine bestimmte Fähigkeit anzueignen.

Es erwirbt etwas „Neues“ und wiederholt diese Übung solange, bis es aus irgendeinem, für uns Erwachsenen meist nicht ersichtlichen Grund, die Übung beendet. Auch lässt sich das Kind durch nichts aus dieser Konzentration bringen. Das Kind erwacht scheinbar aus einem Traum, aber mit einem Gesicht, das erkennen lässt, dass es gerade für sich die Welt erschlossen hat. Polarisation kann von einem Erwachsenen nicht erzwungen werden, in diese Konzentration findet das Kind nur von selbst.

Phasen bei der Polarisation der Aufmerksamkeit
Von Ma-winEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

Phasen der Polarisation der Aufmerksamkeit

  1. Vorbereitete Stufe oder individuelle Vorbereitung
    Jedes Kind hat Bedürfnisse, die es dazu führen, dass es seinen Arbeitsplatz in einer bestimmten Weise vorbereitet. Die Materialien, aber auch der Ort und die Stimmung gehören zu dieser Art der Vorbereitung.
  2. Die große Arbeit oder die Zeit des Übens
    Nach der Vorbereitung wendet sich das Kind dem Material zu. Es arbeitet über einen längeren Zeitraum hinweg sehr intensiv und ausdauernd. Das Kind geht konsequent und vertiefend seiner Arbeit nach.
  3. Ruhe und Reflexion
    Das Kind macht eine gedankenvolle Pause und denkt über die Erkenntnis nach, die es in der Arbeit mit dem Material gemacht hat. Diese Phase lässt sich kaum beobachten, da sie im Inneren des Kindes stattfindet.
Farbige Zylinder
Einsatzzylinderblöcke

Ein Beispiel von Maria Montessori zu den Einsatzzylinderblöcken

Ich erstaunte, als ich ein so kleines Kind eine Übung wieder und wieder mit tiefem Interesse wiederholen sah. Dabei war keinerlei Fortschritt in der Schnelligkeit und Genauigkeit der Ausführung feststellbar. Alles ging in einer Art unablässiger, gleichmäßiger Bewegung vor sich (…) und ich versuchte daher die Lehrerin, alle übrigen Kinder singen und herumlaufen zu lassen. Das geschah auch, ohne dass das kleine Mädchen sich in seiner Tätigkeit hätte stören lassen.

Daraufhin ergriff ich vorsichtig das Sesselchen, auf dem die Kleine saß, und stellte es mitsamt dem Kinde auf einen Tisch. Die Kleine hatte mit rascher Bewegung ihre Zylinder an sich genommen und machte nun, das Material auf den Knien, ihre Übung unbeirrt weiter. Seit ich zu zählen begonnen hatte, hatte die Kleine ihre Übung zweiundvierzig Mal wiederholt.

Maria Montessori: Kinder sind anders